



Herzog Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast gründet Burg und Stadt Negen Stetten als Schild gegen


Polen, Brandenburg und den Deutschen Orden und stattet die Stadt mit &dbquo;Lübschem Recht“ aus.
Die &dbquo;Schwarze Pest“, die auf dem gesamten Kontinent, so auch in Pommern wütet, rafft ein Drittel


der Stadt-Bevölkerung dahin.

Am 26. Juni stiften die Söhne des Stadtgründers, Bogislaw V. und Barnim IV., &dbquo;zum Seelgerät ihrer


Eltern“ das Kloster Marienthron. Dort sollen auch später die Frauen beider Greifenherzöge beigesetzt


worden sein. 

Am 20. August treffen sich auf dem Schloß im Streitzigsee die Herzöge Swantibor III. von Stettin und


Bogislaw VIII. von Stolp mit dem Großmeister des Deutschen Ordens, Ulrich v. Jungingen.


Sie vereinbaren den &dbquo;Bündnisvertrag von Nuwen Stetyn“ der sie zu gegenseitigem Beistand verpflichtet. 

&dbquo;Der große Tag von Neustettin“ am 15. September führt zum Abschluß eines Vertrages über die


gegenseitige Hilfe im Kriegsfall. Teilnehmer sind Erik I., König der Kalmarer Union, fünf


Pommernherzöge
sowie der Hochmeister Paul von Rußdorf und weitere Vertreter des Ordens.


Besiedlung des Herzoglichen Amtes Neustettin durch die Pommernherzöge und die &dbquo;Vier Geschlechter


von Wolde, von Zastrow, von Münchow und von Glasenapp.

Paulus Klotze, ehemaliger Augustinermönch, ist der erste evangelische Pfarrer an der Nikolaikirche zu


Neustettin und wird zugleich Fürstlicher Amtsrentmeister.



dem &dbquo;Maltzhause“ des katholischen Priesters Johann Smitken Feuer aus. Dabei ist die Stadt


vollkommen abgebrannt.
Marienthron wird ein massiver


Turm für die Nikolaikirche errichtet. Dieser ist neben dem Schloß das älteste steinerne Gebäude der


Stadt.

Auf Grundlage der herzoglichen Scheunenverordnung von 1558 werden in diesem Jahr alle Scheunen


in der Stadt abgerissen. Auf dem Sankt Jürgensberge entsteht eine große Scheunenanlage mit 


70 Scheunen in 4 Riegen. 



Bieres und dergleichen mehr. Vierzig &dbquo;Hexen“ werden verbrannt! 



Schlosses wird durch ihren Stiefsohn für sie erbaut.

Anfang September weilt Dr. Lubinus zu Vermessungen für seine große Pommernkarte in der Stadt.


Trotz herzoglicher Verfügung erhält er auf dem Schloß wenig Hilfe.

Nach Abschluß eines Grenzgerichtstags kommt es zu Auseinandersetzungen mit den polnischen


Teilnehmern, Beginn der in den folgenden Jahrhunderten noch oft wiederkehrenden &dbquo;Polenlermen“.

Im Oktober wird Herzog Ulrich neuer Landesherr und vermählt sich anschließend mit Hedwig von


Braunschweig. Der Umbau des Schlosses beginnt.

Am 31. Oktober stirbt Ulrich schon im Alter von 34 Jahren.


Die Ehe mit der Fürstin Hedwig ist kinderlos geblieben.

Anfang des Jahres übernimmt Fürstin Hedwig Amt und Schloß als Wittumssitz. Sie lebt hier noch


28 Jahre und ist allzeit eine fürsorgliche und beliebte Landesmutter.

Am 15. Oktober, in den Wirren des großen Krieges, stiftet die Fürstin das später nach ihr benannte


Gymnasium. 

Bei einem polnischen Überfall hat die Stadt unter Mord und Plünderungen zu leiden. Das Schloß bleibt


verschont, weil ein Gymnasiast die Sache rechtzeitig meldet. So kann die Brücke noch aufgezogen und


das Tor verriegelt werden. 

Tod der Fürstin Hedwig am 26. Juni. Ihre Beisetzung erfolgt erst 4 Jahre später in der Marienkirche zu


Rügenwalde.

Am 2. Juli kommen Amt und Stadt Neustettin nach der im 30jährigen Kriege erfolgten schwedischen


Besetzung durch Erbfolge nun an Brandenburg.

Am 19. November wird die Huldigung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg durch seinen


Kanzler Lorenz Christoph von Somnitz entgegen genommen.

Im Januar hält sich der Große Kurfürst für einige Tage in der Stadt auf. Er befindet sich auf dem


Winterfeldzug gegen die Schweden und braucht etwas Erholung. 

In diesem Jahr erhält die Schützengilde der Stadt vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III.


eine Fahne als Geschenk. 

Der Kurfürst zieht im Dezember auf der Reise nach Königsberg auch durch das Neustettiner Land.


Zweihundert Karossen des Zuges machen in Ratzebuhr Station.

Die Stadt wird erstmals Garnison. Zwei Kompanien Kürassiere ziehen ein, später kommt noch eine


Schwadron Husaren hinzu. Sie stehen hier bis zum Siebenjährigen Kriege.



verlangen Kontributionen und plündern in der Umgebung.

Eine Eskadron der berühmten Bellinghusaren kommt in Garnison und wird in Privatquartieren


untergebracht; bei ihr dient Leberecht von Blücher als Premier-Leutnant.

Die Vilmseesenkung durch Friedrich den Großen beginnt. Sie bewirkt über den Niesedop auch eine


Absenkung des Streitzigsees. Die Stadt ist keine &dbquo;Wasserstadt“
mehr. 

Nach Abschluß der Absenkung erhalten die Hausbesitzer Ackerland und Seewiesen.


Letztere werden, weil sie so schmal sind, &dbquo;Ein Hick und ein Swatt“ genannt.
&dbquo;De Franzosentid“ bringt wieder viel Leid für die Menschen. Die polnischen Nachbarn nutzen die


Gelegenheit zu Überfällen und Plünderungen.

Vom 17. zum 18. Dezember übernachtet die königliche Familie hier auf dem Wege
nach Berlin.


Die Königin Luise gibt für die Armen der Stadt 60 Friedrichsdor. 

Auf dem Rückzug aus Rußland bringen Hunger und Kälte vielen Franzosen den Tod. 


Hundertneunzehn Soldaten werden hier auf dem Sankt Jürgensberg in Massengräbern beigesetzt.

Im Januar beginnt General von Bülow mit der Mobilisierung seiner Truppen zum Freiheitskampf gegen


die Franzosen. Es sind auch Infanteristen und Kavalleristen aus
Neustettin und der Umgebung dabei. 

Die Belling-Husaren kehren nach dem Krieg wieder in die Garnison zurück. Später
werden sie nach


Stolp verlegt, weil es hier keine geschlossene Reitbahn gibt.

Am 13. Oktober wird nach nur zweijähriger Bauzeit das neue Rathaus durch Superintendent Lehmann


eingeweiht. Am Turm befindet sich ein vergoldetes Stadtwappen.



Infanterie-Regiments Nr. 61 ist hier stationiert.

Am 18. Dezember sind auf dem Sankt Jürgensberg 85 volle Scheunen abgebrannt. Die
Stadt bleibt


&dbquo;Brandnest“. Im Jahre 1882 wird die erste freiwillige Feuerwehr mit 50 Mitgliedern gegründet.
Im Landwehrzeughaus befindet sich jetzt eine archäologische Sammlung des


Majors F.W. von Kasiski, die später in ein Berliner Museum kommt. Es handelt sich um


Ausgrabungs-Funde aus der Umgebung der Stadt. 

Der Verschönerungsverein des Kreisgerichtsdirektors Stellter beginnt mit der Bepflanzung des


Seeufers. Schmiedecke, Bennewitz und andere setzen das Werk fort. Durch diese Anlagen wird die


Stadt später zur &dbquo;Perle Hinterpommerns“.

Am 1. Juli erscheint die erste Ausgabe der &dbquo;Norddeutschen Presse“. Seit 1872 ist die Druckerei im


Besitz der Familie Hertzberg.

Neustettin wird an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Da sind zuerst die Strecken nach Ruhnow,


Konitz, Stolp und Belgard. 1879 kommt dann die Verbindung nach Schneidemühl hinzu.


Der Bahnhof liegt noch weit außerhalb der Stadt.

Am 18. Februar geht der Ruf: &dbquo;Feuer, Feuer, die Synagoge brennt!“ durch die Stadt.


Dem Brand folgt im Oktober 1883 ein Aufsehen erregender Prozeß. 

Am 2.September, dem Sedantag, wird vor dem Rathaus das Denkmal für Kaiser Wilhelm I.


aus Anlaß seines 100. Geburtstages bei einer großen Feierlichkeit enthüllt.
Bau der neuen Nikolaikirche. Grundsteinlegung am 23. Juni 1905, feierliche Weihe am 28. Februar 1808


durch Generalsuperintendent Büchsel.

Vom 26. bis 29. Juni wird die 600-Jahrfeier begangen. Zum Auftakt findet ein Pommerscher Städtetag


statt. Die Schützengilde erhält eine vom Kaiser gestiftete neue Fahne. Ein glanzvoller Festumzug ist


Höhepunkt der Feierlichkeiten.

Am 1. April wird der Bismarckturm feierlich eingeweiht; ein Jahr zuvor ist auf dem Burgwerder der


Grundstein gelegt worden. 

Neustettin soll wieder Garnisonsstadt werden. An der Straße nach Streitzig wird die zukünftige


Infanterie-Kaserne gebaut. 

Nach Ostern bezieht das Fürstin-Hedwig-Gymnasium sein neues Schulgebäude am Streitzigsee.


Über dem Eingang in Latein: &dbquo;JUVENTUTI SACRUM“ - Der Jugend gewidmet!

Eine Notgeldserie wird am 15. November vom Magistrat in Umlauf gebracht.


Die Scheine zu 25, 50 und 75 PF zeigen Bilder der Stadt und vom Hexenprozeß im 16. Jahrhundert.

Am 18. Oktober wird nach zweijähriger Bauzeit mit der Schlüsselübergabe an Rektor Krüger die


Pestalozzischule eröffnet

Im März, nach der wiedererlangten Wehrhoheit, wird an der Soltnitzer Chaussee die Artilleriekaserne


gebaut, es entstehen der Pommernwall und der Truppenübungsplatz
Groß Born.
Jeweils am Faschingsdienstag gibt es einen großen Umzug und anschließend Tanzvergnügen in allen


Sälen. &dbquo;Neustettin ist eine Stadt, die einen eignen Fasching hat!“. So heißt es in einem Lied zu diesen


Veranstaltungen.

In der Nacht des 8. November brennen, wie überall in Deutschland, auch in Neustettin und Tempelburg


die Synagogen, jüdische Läden werden zerstört. 

Im August werden in aller Eile Schanzarbeiten zum Ausbau des Pommernwalles begonnen, die


&dbquo;Ostwallschipper“ sind
auch im Gymnasium untergebracht. An einen geregelten Unterricht ist nach


ihrem Abzug nicht mehr zu denken.

Am 27. Februar beginnen die Kämpfe am Bahnhof und am nächsten Tag besetzt die Rote Armee


kampflos die gesamte Stadt.
















Hans Rieck
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Neustettin-Wolgast

















2006